IST BETEN REDEN?

Gebet, Gottesdienstgestaltung, Liturgie
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Katharina

IST BETEN REDEN?

#1 Beitrag von Katharina » 22.12.2008, 20:22

August Prolle schrieb:
Gott, ich bitte dich: Komm!

Komm außer zu ... "den Frauen, die ein Kind erwarten, den Frauen, die vor Freude singen, den Frauen, die nicht wissen, wie sie mit einem Kind leben sollen, den Kindern, die sich auf Weihnachten freuen, den Kindern, die sich ängstigen, den Kindern, denen die Chancen verweigert werden, den Armen und Unterdrückten, den Hungrigen in Simbabwe, Darfur, Haiti und Mali, den Opfern von Gier und Hass, den Flüchtlingen, den Obdach-, Arbeits- und Hoffnungslosen, den Mächtigen, Klugen und Weisen, den Gemeinden in Indien und den Brüdern von Mor Gabriel, den Kranken, Sterbenden, Trauernden und Verstorbenen (!)“ ... auch zu jenen, die die promovierte Liturgiewissenschaftlerin, die im Auftrag ihrer Kirche Fürbitten formuliert, unberücksichtigt ließ. Gestatte mir, stellvertretend für alle Nichterwähnten einen Menschen herauszugreifen, der ebenfalls der Fürbitte bedarf:

Ich.

Gott, ich bitte dich: Komm zu mir. Und zu jedem anderen. Vergiss niemanden. Und nimm dich der Autoren an, derer, die Gebete schreiben und derer, die dich um nichts bitten. Komm zu allen. Auch zu Frau Dr. Katharina Wiefel-Jenner.

Denn: "Wenn du kommst, wird alles gut!"

Amen.
Sören Kierkegaard sagte von sich:
"Als mein Gebet immer inniger wurde, da hatte ich immer weniger zu sagen. Zuletzt wurde ich ganz still. Ich meinte zuerst, beten sei reden. Ich lernte aber, dass beten nicht bloß schweigen ist, sondern hören. So ist's: Beten heißt nicht, sich selbst reden hören; beten heißt, still werden und warten, bis der Betende Gott hört."
Quelle

Wir meinen immer, viele Worte machen zu müssen, vor allen Dingen auch ausgewählte Worte. Aber wer ununterbrochen redet, kann nicht zuhören. Und es ist auch leichter, viel zu reden als einfach nur zu schweigen in Gottes Gegenwart.

Erstaunlich, dass dieser Satz von Sören Kierkegaard auf einer katholischen Internet-Seite steht. Ja in der Stille und Andächtigkeit haben die Katholiken den Evangelen etwas voraus. Hier möchte ich noch einen alten Gottesmann zitieren:
Wir können von anderen Kirchen noch viel lernen.
Wenn wir es dann täten. :wink:

Liebe Grüße
Katharina

Hannes

#2 Beitrag von Hannes » 23.12.2008, 09:27

Katharina,

zwei kurze Gedanken zu "ist beten reden" ...

Vor 8 Jahren war ich mit einem Jesuiten in einem burgundischen Kloster. Es ist ein Orden, in dem viel geschwiegen und gelauscht wird. An einem Nachmittag bin ich mit diesem Freund 2 Stunden schweigend durch die Landschaft gelaufen. Am Ende sagte er: Danke für das Gespräch - es hat mir gutgetan.

Ich bin ein grosser Taizé-Freund ... wenn ich dort in der Abendmesse auf dem Boden sitze und diese Gesänge stundenlang wiederhole, dann ... habe ich stundenlang mit diesem Gott geredet - gebetet.

Hannes

Katharina

#3 Beitrag von Katharina » 23.12.2008, 19:12

Ja Hannes, beten ist natürlich beides: mal schweigen und mal singen.
Mir geht es oft beim Singen der alten Choräle so, oder auch beim Hören des Weihnachtsoratoriums: es ist ein Gebet für mich. Ich muss dann nicht noch nach Worten suchen, die hat schon jemand vor mir gefunden. Das macht es manchmal leichter zu beten. :wink:

Erleucht auch meine finstre Sinnen,
erleuchte mein Herze
durch der Strahlen klaren Schein!
Dein Wort soll mir die hellste Kerze
in allen meinen Werken sein;
dies lässet die Seele nichts Böses beginnen.
Erleuchte auch meine finstre Sinnen.


Liebe Grüße
Katharina

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