leider bin ich spät dran. Lasst mich dennoch – in gebotener Kürze – zu dem o.a. Gerok-Gedicht (Dank an 42 für den schönen Hinweis

- Evah - du fragst nach der Bedeutung einzelner Textfragmente. Die Zeile „Strömet aus die süßen Düfte, eurer Jugend reinen Flor“ verstehe ich als freundliche Ermunterung, bei der Partnersuche auf Sekrete des Moschusochsen zu verzichten und sich stattdessen auf körpereigene Pheromone zu verlassen. Der Aussage „Heil’ge Glut ..., nah sich nimmer dir der Wurm“ würde ich dagegen eher symbolischen Charakter zuweisen. Der Wurm als solcher versinnbildlicht Verletzlichkeit. Es ist Ausdruck besonderer Fürsorge der geschundenen Kreatur gegenüber, dieser einen gewissen Abstand von allzu heiß gludernder Lot (oder so ähnlich
) anzuraten. Darüberhinausgehende Deutungsversuche im Sinne einer profanen Wurmallegorik halte ich ebenso wie die Warnung vor bräutlichem Haaren für an denselben herbeigezogen. Einige Textpassagen verschließen sich allerdings einer eindeutigen Interpretation. Möglicherweise haben sich im Laufe vieler Kopiervorgänge – soweit ich weiß, war dieses Lied nie offizieller Bestandteil der Chormappe und musste somit immer wieder abgeschrieben werden - einige Übertragungsfehler eingeschlichen. So darf etwa vermutet werden, dass die Stelle „ ... achtungsvoll den Kelch erschließt“ im Urtext lautete: „ ... achtungsvoll den Knilch erschießt“. Ob mit dem Knilch der o.a. Wurm gemeint ist, bleibt dabei jedoch unklar. Wie dem auch sei: Der Liedtext weist verschiedene Bedeutungsebenen auf, die zum Nachdenken anstoßen. Insofern kann ich mich deiner Meinung anschließen: Er ist durchaus anstößig.
- Tergram - der Gerok-Text scheint tatsächlich auf den ersten Blick jeglicher Logik zu entbehren. Auf den zweiten übrigens auch. Zu den in schamvoller Zucht glühenden, unentblätterten Rosen habe ich ergänzend folgende Sekundärliteratur gefunden, die vielleicht ein wenig zur Erhellung beiträgt:
- "... und sanft, wie Harfentöne, erklingt's in ihrer Brust:
Es bringt das inn’re Schöne nur ungetrübte Lust.
Sie folgt den frommen Klängen und findet, was ihr fehlt,
wenn Lebenslüste drängen, in ihrer innern Welt.
Da sind, wenn's draußen wettert und Hagelwolken ziehn,
die Blümlein unentblättert, die Lauben immer grün."
Hier scheint sich irgendwie ein Kreis zu schließen... - "... und sanft, wie Harfentöne, erklingt's in ihrer Brust:
Soweit dies. Empfangt es mit besten Wünschen für eine geruhsame Nacht
Euer A.P.
PS: Nicht vergessen – niemals unentblättert betten! Nur wer den alten „Gehrock“ ablegt, kann fröhlich singen: Seid gegrüßt, ihr frischen Hosen... - Und lasst die süßen Düfte niemals unverwettert! Sonst naht sich euch der Wurm - und die fromme Einfalt ist perdu...
PPS: Extragruß an Steppi, seines Zeichens Erfolgsgastronom und Tipprundengroßmeister (vom Ende her) - Welcome back!


[06.04.2010: Formatierung wiederhergestellt - A.P.]