
Lieben Freunde,
ich hatte auf einen Artikel des Ev. Oberkirchenrates Reinhard Mawick (Pressesprecher der EKD) mit dem Titel
„Glaube ohne Kirche – kann das gehen? “ aufmerksam gemacht.
Nebenbei: Als junger Mann musste Mawick eine Berufsentscheidung treffen: Theologie, Kirchenmusik oder Journalismus? Er entschied sich für das Theologiestudium, weil sein Klavierspiel für die Aufnahmeprüfung nicht ausreichte.
Hier äußert sich also ein Verantwortlicher aus den Evangelischen Lebens- und Glaubenwelten wenn er schreibt:
„Die Kirchen verlangen keinen bedingungslosen Gehorsam mehr. Sie haben gelernt, die Individualität des modernen Menschen zu achten und zu respektieren. Zum Glück kann heute jeder Mensch selbst bestimmen, wie viel Nähe oder Distanz zur Kirche er will. Das gibt ihm die Möglichkeit, sich in aller Freiheit dem Schatz der kirchlichen Tradition zu nähern. Ob nur auf Sichtweite oder ganz nah dran - das bleibt jedem selbst überlassen.“
Die Kirche habe also gelernt, die Individualität des modernen Menschen zu achten und zu respektieren. Ich könnte jetzt locker wenigstens 2 Kirchenbetriebe außerhalb der EKD nennen und denen begründet Lernunfähig bescheinigen. Denn mit Händen und klauen verteidigen sie ihre Lehren. Dabei berufen sie sich u. a. auch auf die alten Kirchenväter, wonach es außerhalb der Kirche kein Heil (in Christo) gäbe.
Jahrzehntelang wurde mir eingebläut: :
"Glaube und folge nach, zweifle und weiche nicht, nicht einen Zentimeter, sonst gehst du für Gottes Reich verloren". Fragen oder gar Zweifel waren nicht zulässig. Eine ernsthafte Auseinandersetzung fand nicht bzw. mit zunehmend schlechtem Gewissen, heimlich, in meinem Inneren, statt. So entstand eine schützende Fassade. Das "so tun als ob" wurde Bestandteil meiner Persönlichkeit; eben besser "fassadär" als "Ichverlust".
Natürlich berührt es mich da wenn ich nun lese:
„Zum Glück kann heute jeder Mensch selbst bestimmen, wie viel Nähe oder Distanz zur Kirche er will. Das gibt ihm die Möglichkeit, sich in aller Freiheit dem Schatz der kirchlichen Tradition zu nähern. Ob nur auf Sichtweite oder ganz nah dran - das bleibt jedem selbst überlassen.“
Wären solche kirchlichen Lernergebnisse nur Shows, nur taktische Raffinessen und plumpe Annäherungsversuche, glaubt mir, einer wie ich und viele von Euch würden das sofort durchschauen und würden das Misstrauen gegen
alle Kirchenbetriebe nur noch verstärken.
Sind diese kirchlichen Lernerfolge allerdings
echt, dann mische ich mich ein und nehme sie beim Wort. Auf ein "so tun als ob" lasse ich mich nicht mehr ein und schützende Fassaden brauche ich auch nicht mehr. Komme mir bitte niemand mehr mit so einem in die Irre führenden Satz:
„Nicht die Botschaft ist wichtig, sondern der Gehorsam ihr gegenüber.“
In diesem Sinne wünscht Euch allen noch einen schönen Erntedanktag, Euer Micha
