Mauerfall-Jubiläum

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Lobo

Mauerfall-Jubiläum

#1 Beitrag von Lobo » 09.11.2009, 10:31

Die Welt schaut auf Berlin
...in der ARD rief Merkel zu weiteren Anstrengungen für eine Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West auf. "Die Deutsche Einheit ist noch nicht vollendet"...

simpel

#2 Beitrag von simpel » 09.11.2009, 11:04

Brüder(le), in eins nun die Hände...
Köln (ddp). Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) spricht sich gegen wechselseitige Verteilungskämpfe zwischen Ost und West aus. Er warne davor zu sagen, «der Osten kriegt zuviel, jetzt ist der Westen dran», sagte der FDP-Politiker am Montag im ARD-«Morgenmagazin». Er fügte hinzu: «Damit machen sie die Stimmung im Land insgesamt kaputt.»

Heinrich

#3 Beitrag von Heinrich » 09.11.2009, 11:46

Gefunden unter
http://www.focus.de/politik/deutschland ... 52433.html



Heute wollen wir die Freiheit bewahren, die damals erkämpft wurde“, sagte der evangelische Berliner Bischof Wolfgang Huber am Montag bei einem festlichen ökumenischen Gottesdienst in der Gethsemane-Kirche. Huber rief dabei zur Wachsamkeit auf, damit in der Freiheit niemand verloren gehe.

„Gerade im Osten Deutschlands finden wir uns deshalb mit einer verbreiteten Arbeitslosigkeit nicht ab“, sagte der Bischof. Wachsam seien die Kirchen auch, „wenn dem Unrecht des SED-Staats der Mantel der Verharmlosung umgehängt wird“.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskoferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, warnte in seiner Predigt vor „potenziellen Mauerbauern“, die es auch heute noch gebe. „Sie sollten nicht das Sagen haben, weder in der Gesellschaft noch in den Kirchen.“

Zollitsch hob besonders die Rolle der Kirchen beim Mauerfall hervor. Er erinnerte daran, dass „das Montagsgebet in der damaligen DDR neben den Gläubigen auch Kirchenfernen und Ungetauften die Kraft und den Mut für die Montagsdemonstrationen gegeben“ habe. „Gerade die Kirchen, die sich in Gemeindearbeit und Seelsorge der Menschen konkret annahmen, wussten um die Gewissenskonflikte und Alltagsnöte, denen damals viele im Osten ausgesetzt waren.“

Die 1989 gewonnene Freiheit müsse aber immer wieder neu bejaht und wachsam behütet werden.

Maximin

GEWISSENS- UND MUTFRAGEN...Q

#4 Beitrag von Maximin » 09.11.2009, 17:51

:) Lieben Freunde,
ich bin mir nicht sicher, ob ihr mich, beispielsweise in Baden, in Württemberg, in Bayern, in Hessen, in Brandenburg, in Sachen-Anhalt oder sogar auch in Sachsen, MacPom und in Thüringen wirklich verstehen werdet. Man kann´s ja mal versuchen. Ich versuch´s dennoch...

Wir Westberliner gehörten zwischen 1945 und 1989 ja eigentlich genaugenommen nirgendwo hin. Nicht in die DDR, nicht in die BRD und auch nicht nach Europa. Weder nach Ost und auch nicht nach West. Einer wie ich, in 1945 geboren, der hing gewissermaßen zwischen allen politischen Welten. Nicht Fisch nicht Fleisch!

Nach dem 09. November 89 wurde für uns über Nacht alles anders. Ich habe 3 Tage und 3 Nächte Sonderschichten gefahren, um die nach Westberlin einströmenden DDR-Bürger mit einer Übernachtungsmöglichkeit und danach mit einem bescheidenen Begrüßungsgeld auszustatten. Später ging´s dann um die Rettung maroder DDR-Betriebe.

Und dann kam Richard Fehr nach Berlin Lichtenberg. In einem feierlichen Gottesdienst meinte der: „Ihr wollt ja nun unbedingt wiedervereinigt werden.“ Kein Widerspruch aus den Reihen, keine Jubelgesänge. Als dem Stammapostel nach dem GD ein Blumengebinde überreicht werden sollte, da lehnte der die Annahme mit süffisanten Bemerkungen über Personenkult ab. Das hatte was...

Was hatte noch etwas? Als ich in der ostberliner Gemeinde Lichtenberg eintraf, verlangten die ordnungsdienstausführenden Brüder streng meinen Amtsausweis. Mir wurde dabei leicht übel. Warum? Es war derselbe bekannte Tonfall der Aufforderung. Er erinnerte mich an die Obligatorgien beim Transit von Westberlin, an der Mauer vorbei, nach draußen, in die Freiheit, außerhalb unserer westberliner Umklammerung. Man muste sich ducken, obwohl man es nicht wollte und es dennoch ertragen musste.

Der junge, mich streng nach meinem Amtsausweis fragenden türhütende Amtsbruder, der tat doch nur seine Pflicht. Er wusste es nicht besser. Er hatte so zu fragen gelernt.

Als ich dann endlich an meine Platz saß, inmitten einer Versammlung neuapostolischer Brüder und Schwestern in einem wiedervereinigten Berlin, da habe ich mich unwillkürlich gefragt: „Kann das etwas werden? Wie viele sitzen hier mit SED- und Stasibelastung und darin verdstrickter Schuld?“

Ich habe damals meine diesbezüglichen Beklemmungen verdrängt. Das war bequem. Ob das aber richtig war. Sorry, da habe ich unterdessen Bedenken. Offene und unausdiskutierte Frage zumal...

Heute lief mir ein Satz über den Weg der mir nachgeht. Dieser hier: „Es lohnt lohnt sicht nicht immer nur still- und auszuhalten.“

Widerstand muss ja nicht gleich zum Äußerten führen. Aber fragen dürfen, Pardon, dass muss doch möglich sein, ohne dabei gleich Kopf und Kragen riskieren zu müssen Aber wenn doch, dann ist mir mein Freiheitsdrang und meine gewissensabhängige Aufrichtigkeit wichtiger. Gerade auch in diese Tagen...
LG vom Micha :wink:

Adler

#5 Beitrag von Adler » 09.11.2009, 19:12

Der 09.11.2009 ist nicht nur der 20te Jahrestag des Mauerfalls, es ist auch der 71te Jahrestag der Reichspogromnacht ...

LG Adler

Dieter

#6 Beitrag von Dieter » 09.11.2009, 19:29

Außerdem gab Ebert am 9.11.1918 die Abdankung Kaiser Wilhelms II. bekannt.
Am 8. und 9.11.1923 putschte Adolf Hitler (damals noch vergeblich)
Am 9.11.1925 gründete er die SS

weitere geschichtsträchtige Daten zum 9. November: http://de.wikipedia.org/wiki/9._November

uhu-uli

#7 Beitrag von uhu-uli » 09.11.2009, 20:41

Adler hat geschrieben:Der 09.11.2009 ist nicht nur der 20te Jahrestag des Mauerfalls, es ist auch der 71te Jahrestag der Reichspogromnacht ...

LG Adler
Als wir letzte Woche in Friedrichsroda im Gottesdienst waren, hat der Pfarrer es sehr gelungen verknüpft ...
Jene Tage im November bieten solch Gegensatz - unbeachtet des Abstandes der Jahre - wie er größer gar nicht sein kann.

1938 - vor 71.ig Jahren - brannten die Synagogen und es wurde dieser Schlund aufgerissen, der das jüdische Volk in unsägliches Leid und das deutsche in genauso unsägliche Schuld riß.

1989 - vor 20.ig Jahren - man will es fast nur verhalten sagen - der Jubel in dem genau gleichen, unser'm Vaterland, als die Grenze fiel und die Tei-lung überwunden war.

Welch ein Gegensatz, welch ein Gegeneinander.

Auszuräumen ist nichts davon, nachträglich nichts zu korrigieren, kaum zu versöhnen, weil es menschliche Größe und unmenschliche Niedertracht gleichzeitig zeigt, verdichtet auf einen Monat, gar auf einen Tag...
und vernetze es in der Predigt mit dem Spannungsfeld das die Bergpredigt aufwirft, wenn es heißt
Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2.Mose 21,24): »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« 39 Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.
Ich bin dankbar, das auch heute Gottesdienste stattfanden, die an Schuld und Wert der Freiheit erinnern und zum Bekenntnis als Christ ermutigen ...

Alles Liebe
Uli

tergram

#8 Beitrag von tergram » 09.11.2009, 23:25

uhu-uli hat geschrieben:...wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar...
Ich bin glücklich, dankbar und voller Respekt, dass die Menschen in der DDR nicht schweigend 'die andere Wange hingehalten' haben, sondern mit großem persönlichem Mut gegen ein Unrechtssystem aufgestanden sind. Weil vom 'Wange hinhalten' zumeist nichts besser wird. Und vom Schweigen auch nicht.

2. Tim. 1: Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

uhu-uli

#9 Beitrag von uhu-uli » 09.11.2009, 23:44

Das wird wohl der Schüssel sein, den das Evangeliums uns gibt

"Kraft und der Liebe und der Besonnenheit" und verwandelte sich in den Ruf "Keine Gewalt" ...

mir klingt auch dieser Satz in den Ohren ...

»... denn er ist wie du ...«

shalom

#10 Beitrag von shalom » 10.11.2009, 06:28

tergram hat geschrieben:
uhu-uli hat geschrieben:...wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar...
Ich bin glücklich, dankbar und voller Respekt, dass die Menschen in der DDR nicht schweigend 'die andere Wange hingehalten' haben, sondern mit großem persönlichem Mut gegen ein Unrechtssystem aufgestanden sind. Weil vom 'Wange hinhalten' zumeist nichts besser wird. Und vom Schweigen auch nicht.
Guten Morgen,

mich Schussel hat erst ein Buch von Pinchas Lapide darauf aufmerksam gemacht, dass die damaligen Schläger entweder ausnahmslos alle Linkshänder gewesen sein mussten bzw. dass aus jüdischer Perspektive von damals evtl. auch noch ein ganz anderer Zugang zum Text möglich ist… :wink: .

shalöm

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