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Beitrag
von abendstern_ » 26.08.2012, 09:55
Liebe Esther,
es hat ein wenig gedauert, bis ich Zeit zur Antwort finde.
Ich versuche mich kurz zu fassen:
Als erstes, es gibt verschiedene Sprachen in der christlichen Landschaft, darunter Sprachen die mich eher abstoßen oder lähmen oder zumindest fragend zurück lassen und es gibt auch eine Sprache, die mich ermutigt, mich anzusehen, meinen Weg, meinen momentanen Standpunkt, meine Wegweiser, meine Bickrichtung und wo nötig Korrekturen vorzunehmen. Dieser Artikel gehört für mich zur letzteren Kategorie, er "spricht zu mir", ich erkenne ich darin wieder. Er ist Balsam, weil er mir zeigt, das ich auf meinem Weg richtig bin, dass ich gute Gründe für gerade diesen Weg habe, für meine Sicht auf Gott, auch wenn sie oft genug vernebelt ist und es mir wie Hermann Hesse geht, wenn er im Nebel wandert. Andere (sicher gut meinende) christliche Sprachen sind stark appelativ, sie zeigen mir das Ideal auf und sagen "so musst du werden, dann gefällst du Gott" und "das musst du glauben, nur dann bist du auf der richtigen Seite". Diese Sprachen verstehe ich zwar aus der Erfahrung heraus nur zu gut, aber sie prallen inzwischen an mir ab, ich empfinde sie als zu einer Phase in meinem Leben gehörend, die ich hinter mir gelassen habe.
Mir gefällt der Gedanke, dass alles was wir auf unserem Weg durch Leben erleben, zu unserer Entwicklung gehört. Wir sind unterwegs, auf Pilgerschaft, in verschiedenen Landschaften, die Reiseverhältnisse prägen uns und machen uns zu dem, was wir heute sind. Wir wissen noch nicht, was uns in der nächsten Zeit prägen wird, aber es wird genau so wertvoll, weil wichtig für uns sein. Deswegen kann ich auch relativ versöhnt auf meine gut 30 Jahre NAK zurück blicken, weil auch das ein Teil meines Weges war, der mich geprägt hat (sozusagen meine Säuglingsphase im Glauben).
Jede Glaubensbiografie enthält neben guten Zeiten, wo alles scheinbar glatt läuft (vielleich nur weil man es als normal empfindet und nichts anderes kennt), Brüche, Krisen, Wegkreuzungen an denen man sich entscheiden muss. und auch Phasen der dunklen Nacht oder da Tappen im Nebel. Ich empfinde auch die Phasen, die andere vielleicht als negativ einstufen würden, als zu mir gehörend und wertvoll. Nur dadurch kann Wandlung, Reife entstehen. Gerade in diesen Phasen erlebe ich mich tiefer und erkenne dankbar meinen inneren Reichtum.