Gott liebt Kinder nicht

Christliche Ethik
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minna

Re: Gott liebt Kinder nicht

#191 Beitrag von minna » 30.03.2014, 13:15

Das sind keine seltenen Wunderheilungen. Dafür kommt es viel zu häufig vor.

tergram

Re: Gott liebt Kinder nicht

#192 Beitrag von tergram » 30.03.2014, 13:22

Ach, wirklich? Ich habe einige Jahre Erfahrungen auf onkologischen Stationen hinter mir. Leider völlig ohne Wunderheilungen. Dafür mit vielen, vielen schmerzhaften Abschieden. Wo und wann finden Wunderheilungen statt? Ich würde zu gern mal eine sehen. Besonders auf Kinder-Krebsstationen wäre es mir ein Herzenswunsch. Wer je den Eltern dieser Kinder in die Augen gesehen hat, wird das nachvollziehen können...

Kristallklar
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Re: Gott liebt Kinder nicht

#193 Beitrag von Kristallklar » 30.03.2014, 13:53

"Gott lässt das gute wie das böse zu, damit die Seelen geläutert werden, nur ein reines Herz kommt zu ihm."

Wenn ich das im Gottesdienst der neuapostolischen Kirche hörte, wurde mir immer schlecht und das wird es mir gerade wieder.

Den nachvollziehbaren, fassbaren Sinn der "frohen Kunde" sehe ich bis heute noch nicht, dabei habe ich nicht nur mal eben flüchtig und oberflächlich darüber nachgedacht, sondern oft, intensiv, unter vielen Tränen, stundenlang, nächtelang, tagelang um Antwort gerungen,
besonders wenn es wieder ums Abschiednehmen ging.

Was hat ein Kind denn gesündigt, das nicht einmal lebend geboren werden durfte?
Wenn ich Erbsünde höre, bekomm ich Schweißausbrüche vor Zorn und wegen dem großen nicht verstehen.

Gottes Wege sind unergründlich und er alleine entscheidet
Das ist mir viel zu wenig und zeugt nur von nackter Hilflosigkeit
und KEINE AHNUNG vom wahren Leben haben.

tergram

Re: Gott liebt Kinder nicht

#194 Beitrag von tergram » 30.03.2014, 14:00

Mein Hass-Satz Nr. 1: "Kreuzträger darf nicht jeder sein."
Nr. 2: "Der liebe Gott brauchte eure/n Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Mann, Frau, ... , in der Ewigkeit."

Das ist entartete Religion - böse, zynisch und menschenverachtend.

minna

Re: Gott liebt Kinder nicht

#195 Beitrag von minna » 30.03.2014, 15:20

tergram hat geschrieben:Ach, wirklich? Ich habe einige Jahre Erfahrungen auf onkologischen Stationen hinter mir. Leider völlig ohne Wunderheilungen. Dafür mit vielen, vielen schmerzhaften Abschieden. Wo und wann finden Wunderheilungen statt? Ich würde zu gern mal eine sehen. Besonders auf Kinder-Krebsstationen wäre es mir ein Herzenswunsch. Wer je den Eltern dieser Kinder in die Augen gesehen hat, wird das nachvollziehen können...

Liebe tergram,

Deine möglicherweise sehr schmerzhaften Erfahrungen und Verletzungen will ich keineswegs
kleinreden oder abtun.

Jedoch habe ich nicht von an Krebs erkrankten Kindern geschrieben, nicht von diffusen Wunder-
Heilungen, von unheilbar kranken Menschen.
Diese tragischen Schicksale sind mir auch schon in meinem allerengsten Umfeld begegnet, wie viel
Trauer und Schmerz damit konfrontierte Menschen, die Kranken und die Gesunden, erleiden müssen,
weiß ich.

Aber wie gesagt, ich schrieb` von behinderten, nicht todkranken Kinder, Kindern, denen Ärzte wenig
an Entwicklungschancen prophezeiten, denen man ein (möglicherweise langes) Leben als schwerstbehinderte
Menschen voraussagte. Die sich dann innerhalb einiger Jahre völlig anders entwickelten, zur Überraschung vieler
Fachleute.
Kinder wie das kleine Mädchen, ein extremes Frühchen, das bei seiner Geburt gerade mal 300 g wog.
Acht Monate in einer Klinik zubringen musste, einige Operationen aushalten. Hirnblutungen hatte.
Mit zwei Jahren weder laufen noch ein Wort sprechen konnte. Das sich zu der Zeit lediglich mit Hilfe der Ellenbogen
mühsam bäuchlings über den Boden zog, die Beinchen wie leblos hinterher. Nur Lalllaute von sich gab.
Die positivste Prognose lautete, ein Leben im Rollstuhl, dazu eine dauerhaft absolut eingeschränkte Intelligenzentwicklung.

Und jetzt? Das Kind hat noch ein Jahr bis zur Einschulung, rennt, tobt, spricht, spielt, hat kleine Freunde und ist
unglaublich fröhlich und vital. Es wird später ein selbstständiges Leben führen können, einen Schulabschluss erreichen,
wenn auch vielleicht nicht unbedingt ein Abitur. Aber weiß das schon genau?
Die Ärzte sind bei jeder Untersuchung völlig überrascht über diese Entwicklung, die Familie unendlich dankbar.

Eine junge Frau aus meinem Bekanntenkreis hatte einen schweren Motoradunfall. Querschnittlähmung.
Zwei Jahre Rollstuhl, Prognose, düster. Und heute läuft sie wieder schmerzfrei und normal, geht einem Beruf nach,
lebt mit einem netten Mann zusammen, den sie in der Reha kennen lernte.

Diese Wunder meinte ich, man findet sie gar nicht so selten.

tergram

Re: Gott liebt Kinder nicht

#196 Beitrag von tergram » 30.03.2014, 16:16

Wie gerecht ist Gott in diesen Fällen gegenüber der großen Mehrheit der Leidenden, die nicht Gegenstand eines Wunders wird? Und warum werden Krebskranke von der göttlichen Wunder-Auswahl ausgenommen?
Würde ein liebender Vater nicht alles ihm Mögliche tun, um allen seinen Kindern zu helfen?

Steht nicht in der Bibel, dass Gott den Seinen alles geben wird, worum er ernstlich gebeten wird? Heißt es nicht, dass schon ein menschlicher Vater seinem um Brot bittenden Kind keinen Stein geben würde, wie viel weniger Gott?

minna

Re: Gott liebt Kinder nicht

#197 Beitrag von minna » 30.03.2014, 16:49

tergram,

meine beste Freundin hat einen aggressiven Brustkrebs überstanden.
Die Totalamputation der linken Brust fand drei Tage nach der Diagnose statt.
Vor sieben Jahren. Sie gilt jetzt als geheilt.
Die Mutter dieser Frau hatte auch Brustkrebs, überlebte ihn Jahrzehnte.
Die Tochter meiner Freundin gilt als gefährdet, soll einen Test machen, lehnt ihn aber ab,
obwohl oder weil sie Krankenschwester ist.
Ein guter Bekannter hatte Hodenkrebs. OP, Chemo. Ist zwanzig Jahre her.
Eine Nachbarin hatte zweimal einen Hirntumor. Der erste brach währen ihrer Schwangerschaft aus.
Das Kind ist heute fast dreißig.Sie musste früher in Rente gehen, lebt aber ohne sichtbare weitere
Einschränkungen in der Nachbarschaft. Ich sehe sie jetzt täglich im Garten werkeln.
Bei weiterem Nachdenken fallen mir noch etliche andere Personen aus meinem persönlichen Bekanntenkreis
ein, die eine schwere Krebserkrankung glücklich überstanden haben.

Freilich gibt es auch andere, die es nicht geschafft haben. Eines meiner Geschwister.
Ein geliebter Ex-Freund. Eine enge Arbeitskollegin. Eine Tante.
Zwei, drei gute Bekannte. Eine junge Mutter aus der Nachbarschaft.

Warum die einen Glück haben und die anderen nicht, ich weiß es nicht.
Ich weiß auch nicht, warum die Tochter einer Freundin bei einem Autounfall starb.
Sie fiel ihr aus dem Auto, weil das kleine Kind nie in seinem Kindersitz bleiben mochte.
Ich weiß auch nicht, warum zwei Kinder aus meinem Umfeld vor vielen Jahren am plötzlichen
Kindstod verstarben, ein Junge aus meiner damaligen Schulklasse von einem Bus überfahren
wurde, ein anderer sich Jahre später, mit gerade vierzehn wegen des ersten Liebeskummers
das Leben nahm.
Ich weiß nicht, warum eine verstorbene Verwandte mit eben 70 gehen musste, ihre ältere Schwester
aber putzmunter auf ihren 90. Geburtstag hinlebt.

Ich weiß die Frage nach dem Warum nicht zu beantworten.
Ich sehe jedoch, wie sich Menschen durch ihren Kummer, ihre Ängste z.T. sehr verändert haben, und
zwar längst nicht alle im negativen Sinne.
Und zumindest das kenne ich aus eigener Erfahrung auch.

Wie ich an anderer Stelle schrieb`, ich durfte Gottes Nähe in einer der dunkelsten Phasen, Stunden, meines
Lebens erfahren.
Ich wünsche den Grund dieser Erfahrung niemandem.
Ich selber bin dennoch dankbar dafür.

tergram

Re: Gott liebt Kinder nicht

#198 Beitrag von tergram » 30.03.2014, 17:13

minna,

wir alle kennen wohl Beispiele für die eine oder andere Variante, sei es im eigenen Leben oder in der Familie, bei Freunden etc.

Letztlich - und damit sind wir wieder beim Thema dieses Threads - sind die biblischen Zusagen zur göttlichen Hilfe und Aussage zum Wesen Gottes unzutreffend, man kann sich darauf nicht verlassen.

Die Frage, ob es den biblisch geschilderten Gott gibt, ist nur eine logische Folge dieser allgemeinen und speziellen Beobachtung.

Pagan

Re: Gott liebt Kinder nicht

#199 Beitrag von Pagan » 30.03.2014, 17:24

minna hat geschrieben:Bei weiterem Nachdenken fallen mir noch etliche andere Personen aus meinem persönlichen Bekanntenkreis
ein, die eine schwere Krebserkrankung glücklich überstanden haben.
Schön für diese Menschen, aber viel weniger schön für die Milliarden Menschen, die bei sich oder ihren Angehörigen weder Heilung von Krankheit noch Bewahrung vor Unglück und Vernichtung und Schmerzen und Trauer und Leid erlebt haben. Sehr unschön, gelinde ausgedrückt, natürlich speziell auch für die Millionen Kinder (und deren Eltern), die jedes Jahr an den Folgen von Hunger sterben.

Und für all das ist einzig und allein dein Schöpfergott verantwortlich zu machen (sofern man denn an so ein Wesen überhaupt glaubt). Er hat das Böse, das Ungute, das Unvollkommene geschaffen, absichtlich oder durch Pfusch. Oder aber er ist nur ein (möglicherweise ziemlich unbedeutender) Untergott. Wähl es dir aus! Ich empfehle in diesem Zusammenhang dringend, dir meine meine Einträge von gestern Abend resp. heute Morgen (Klick! und Klack!) zu Gemüte zu führen.

minna

Re: Gott liebt Kinder nicht

#200 Beitrag von minna » 30.03.2014, 17:30

Das stimmt.

Ich glaube nicht, dass es diesen biblischen Gott, so wie er dort von Menschen
gemalt, bebildert und geschildert, romantisiert oder zur Schreckensfigur aufgebläht wird, gibt.
Alles was Menschen je erzählten, schrieben, überlieferten, war von ganz persönlichen Emotionen,
Sichtweisen, Wünschen, und Ängsten, von Projektionen eben, durchsetzt.
Manchmal unbewusst, manchmal mit vollster Absicht.
Dennoch glaube ich völlig an den Sinn der biblischen Geschichten, an eine tiefere Wahrheit, die darin
verborgen ist, an göttliche Botschaften, die darin zu finden sind.

Gott jedenfalls ist unfassbar, nicht zu beschreiben, es existiert keine Gottesformel, um das Rätsel "Gott" zu lösen,
zu erklären..
Man kann an ihn glauben, nicht an ihn glauben, ihn lieben, fürchten, ihm vertrauen oder misstrauen oder ihn ablehnen.
Jeder hat nur seine ganz, ganz eigene Beziehung - oder Nichtbeziehung - zu ihm.

Darin liegt eine große Freiheit.

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