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von detlef.streich » 08.05.2017, 16:51
Zur Zeit ist doch schwer Mode, über die Kunst des Scheiterns Seminare zu halten. Da scheitern also Leute, schreiben ein Buch und stellen sich dann auf eine Bühne, um gegen Eintritt ihre Story zu erzählen. Warum das nicht auch nakisch? Schneider stellt sich hin, sagt, dass "WIR" damals den HG missverstanden haben - aber wir sind ja alle nicht vollkommen - und haben jetzt den Mumm, den oder die Fehler öffentlich zu bekunden:
„In der Zwischenzeit wissen wir, dass die Zahl derer, die erwählt sind, um der Braut Christi anzugehören, keine fixe Zahl ist“, machte der Stammapostel deutlich. „Sie ist keine zählbare Größe.“ Und wenn eine Menge nicht begrenzt sei, dann erübrige sich der Gedanke, dazu ein letztes Element finden zu wollen.
Immerhin argumentiert Schneider hier sachlich völlig richtig, übrigens ein neues Element in seiner Predigt. In früheren Zeiten wurden immer die gleichen Bilder genommen und hirnvernebelnd in die Köpfe gepresst. Schneiders Redestil ist da anders. Er bezieht sogar den Nächsten in das nakische Endzeitgeschwafel liebevoll-christlich ein:
„Und dann wollen wir, dass unser Nächster genau dasselbe bekommt wie wir. Das ist die Motivation der Braut Christi. – Ich bin mir ganz sicher, dass das ein wichtiger Teil unserer Vorbereitung ist.“
Klar wollen "WIR" das, also auf in die Mission und wieder Klinken putzen. Innerlich bleibt aber alles gleich: "Und endlich kommt der letzte Tag" ist dermaßen fest und lebensfeindlich bei den Älteren ins Unterbewusstsein gegraben, dass daran auch keinerlei (Schein-)Argumentation etwas ändert oder ändern kann. Bei den jungen Leuten ist das vermutlich etwas anders. Je nach Region wird dieser "Tag des Herren" oder wie immer das heute nakechistisch korrekt ausgedrückt wird in unterschiedlicher Intensität gepredigt. Dadurch, dass Schneider zudem nicht etwa jedem das sichere Heil zupredigt, wird die Sache auch etwas ungewisser. Während früher immer wieder mal an das Gleichniss der Jungfrauen erinnert wurde mit der Mahnung, schlicht dabei zu bleiben - die Gnade wird das schon hinbiegen, heißt das heute eben so:
"„Versiegelt zu sein reicht allein nicht aus, um in das Reich Gottes eingehen zu können. Es ist nur der Beginn einer Entwicklung. Dann müssen wir geheiligt werden, und wir müssen uns auf die Wiederkunft Christi vorbereiten“, sagte der Kirchenleiter. „Und wir wissen, zumindest weiß ich aus Erfahrung: Das ist mit Arbeit verbunden.“
Oder so am 12.06.2016 in Metz:"Der Teufel ist gefährlich, wir laufen alle das Risiko ein, zu fallen, und auch das Risiko, nicht ans Ziel zu kommen. Wir wollen die Gefahr nicht bagatellisieren. Niemand unter uns hat heute schon die Garantie, ans Ziel zu kommen. Wir alle – und ich als erster – riskieren, in die Falle des Teufels zu gehen. Darum sagt uns der Herr: Sei wachsam bis zuletzt. Nimm es ernst, du kannst sogar beim letzten Schritt fallen."
Von damit verbundener Arbeit will man aber sicher nicht allzuviel hören, ist nämlich vielleicht anstrengend. Heute hingegen ist die Spaßgesellschaft angesagt: Jeder bekommt alles und das auch gleich. Warten ist öde!
Schneider jedoch denkt weit nach vorne, so am 2. April 2016 Buenos Aires / Argentinien:"Entscheidungen in unserer Gemeinde, der Bau oder die Sanierung einer Kirche, oder auch wie die Kirche ihre Gelder einsetzt - solche Entscheidungen haben Auswirkungen für die Zukunft. Wir müssen uns auch um die Bedürfnisse der zukünftigen Generation und der danach Gedanken machen."
Oder am 12.01.2016 Yamoussoukro (Elfenbeinküste):"Und ich brauche euch nicht zu erklären, was zu tun ist, um die Jugend zu motivieren. Die Jugend wird nicht so ticken wie ihre Eltern und Großeltern. Legt ihr keine unnützen Regeln auf; begnügt euch damit, ihr das Evangelium und die Liebe Jesu zu vermitteln. Lasst die Jugend und die Kinder Jesus Christus entdecken und erkennen. Sichert die Zukunft des Werkes. Das heißt auch, die Diener von morgen einsetzen."
Oder das hier am Samstag, 2. April 2016 Buenos Aires / Argentinien für Amtsträger:"Die Regeln, die wir manchmal aufstellen, haben nichts mit unserem Heil zu tun. Wenn wir Ge-schwistern zum Beispiel sagen: „Tu dies und das“, und wir der Meinung sind, das sei relevant für ihr Heil. Aber es ist nur unsere eigene Meinung. Wisst ihr, in der Ver-gangenheit gab es seltsame Regeln—kurze Haare und noch so manches andere. Für unser Heil ist das alles nicht maßgeblich."
Übrigens nicht übel, diese Aussage! Das hätte ich mir früher mal gewünscht, von Steinweg sowas zu hören! Heute ist es aber zu spät dafür, jedenfalls in Europa!
Und manchmal fließt noch mehr Neues in die Predigt ein, so am 8.5.2016 Ralingsåsgården (Schweden) :"Es ist seine Entscheidung, dass wir Gottes Kinder sein dürfen. Er ist der Anfang und er wird auch der Letzte, das Ende sein. Er wird entscheiden wer dabei sein wird. Das ist nur seine Entscheidung. Kein Mensch kann darüber verfügen, ja wer kommt denn jetzt herein in das Reich Gottes. Sowohl bei der Wiederkunft Christi als auch bei dem Jüngsten Gericht wird er entscheiden, mit seinen Kriterien. Da können wir gar nicht viel dazu sagen.
Ok, auch das hätte ich früher gerne so gehört. Aber ändern diese neuen Aussagen etwas an den öden Predigten vor Ort? Eher nicht. Die Indoktrination über Jahrzehnte bekommt man nicht weg. Ergo: Schneider kann predigen was er will , unten bleibt alles gleich!