Der Wolf, das Lamm, auf der grünen Wiese (Hape Kerkeling)
Im Gottesdienst vom 14.11.2021 soll sich J.-L. Schneider zum 1000jährigen Reich auch noch wie folgt geäußert haben: „In Jesaja steht von dem Lamm, das mit dem Wolf zusammen liegen wird ... Das ist aber nicht auf das Friedensreich bezogen, sondern auf das ewige Jerusalem, also das ewige Leben bei Gott…“
Damit bezieht er sich auf Jesaja 65,25: „Wolf und Lamm werden friedlich zusammen weiden, der Löwe wird Heu fressen wie ein Rind, und die Schlange wird sich von Erde ernähren. Sie werden nichts Böses mehr tun und niemandem schaden auf meinem ganzen heiligen Berg.“
Mit seiner Äußerung widerspricht Schneider allerdings seinen katholisch-apostolischen Apostelkollegen, die die Zustände im Tausendjährigen Reich sehr genau beschreiben konnten:
1 Es wird keine Kriege mehr geben, nachdem alle Schwerter zu Pflugscharen gemacht worden sind. (Jes 2,4)
2 Die Raubtiere verlieren ihren aggressiven Charakter, so dass z.B. die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Löwen Stroh fressen werden. (Jes 11,6.8 )
3 Die Erde wird schöner und fruchtbarer sein als zuvor, Wüsten werden zu Gärten, und das dürre Land wird voller Wasserquellen sein. Missernten gehören der Vergangenheit an, und das bebaute Land wird seinen Ertrag reichlich geben. (Jes 35,1; 41,18)
4 Sonne und Mond werden in einem anderen Licht strahlen. (Jes 30,26)
5 Die Menschen werden aufgrund der Bindung des Satans und der daraus folgenden Einschränkung der Sünde ein sehr hohes Alter erreichen. (Jes 65,20; Sach 8,4)
(vgl. V. Meldau: Die Wende aller Zeiten – Eine Auslegung der Offenbarung des Johannes aus katholisch-apostolischer Sicht, S. 264f)
Auch Dr. R. Kiefer scheint zu wissen, dass es diese neuapostolische Lehrtradition, „die Verhältnisse, die im Friedensreich herrschen, mit Bildern aus dem Alten Testament deutlich zu machen“, gegeben hat. (Lehrer und Erkenntnis, Band 6, S. 30f).
In diesem Zusammenhang ist es nicht uninteressant, dass die katholisch-apostolischen Apostel eine deutlich andere Entrückungslehre vertreten haben und eine fundamental andere Sicht auf das von Gott erwählte Volk Israel haben, von dem J.-L. Schneider am 14.1.2021 nur zu sagen weiß: „Er hat ihnen gesagt: Ich habe euch erwählt, ihr sollt ein Königreich von Priestern für mich sein, ein heiliges Volk“, ohne dass er daraus in seiner Predigt einen gedanklichen Schluss gezogen hätte…
Katholisch-apostolische Apostel:
Die „Entrückung“ findet dreistufig statt: Zuerst werden die 144 000 „Erstlinge“ entrückt, dann folgt die „große Ernte“ nach der ersten Hälfte der siebenjährigen Drangsal, und schließlich wird aus der allerletzten und härtesten Phase antichristlicher Zeit die „Nachlese“ in die Scheune des Himmels gebracht (V. Meldau, S. 265). Damit ist die Kirche vollendet, sie hat im Tausendjährigen Reich nur noch die Aufgabe Gott zu preisen… Erst jetzt beginnt das Tausendjährige Reich…
Nun erfüllt sich der „Ratschluss Gottes mit Israel und den übrigen Völkern der Erde“:
Nachdem sich „ein Überrest aus Israel“ bekehrt und den zu Unrecht verworfenen Messias anerkannt hat, werden die Juden in ihr Land zurückgeführt werden. Israel wird im Friedensreich das große Missionsvolk für die übrigen Völker der Erde sein. Alle Völker werden sich dann Gott zuwenden, ihm dienen und zu seiner Anbetung nach Jerusalem kommen und so im Tausendjährigen Reich des Friedefürsten Christus Zeiten der Erquickung erleben (s.o.).
Neuapostolische Apostel:
Hauptsächlich neuapostolische Christen nehmen an der einen „heimholenden Entrückung“ teil. Ob es darüber hinaus weiterer Teilnehmer geben wird, „entzieht sich menschlicher Beurteilung“ (KNK, S 368).
Die Teilnehmer an dieser Entrückung bilden das königliche Priestertum im Tausendjährigen Reich. Sie sorgen dafür, dass „jeder Mensch im Diesseits und Jenseits Gott [und] das Evangelium kennen […] und sich dann für oder gegen Jesu Christi“ entscheiden kann. „Die Menschen werden weiterhin mal gute und mal sehr schlechte Entscheidungen treffen. […] Und die Konsequenzen daraus müssen sie tragen. Darum werden sie weiterhin leiden.“ (J.-L. Schneider).
Das Oberhaupt der Neuapostolischen Kirche beklagte 2018: „
Der übernatürliche Charakter der Ereignisse, die wir verkünden (Wiederkunft Christi, Auferstehung der Toten, Entrückung der Lebenden, Tausendjähriges Friedensreich), macht unsere Predigt für einen Teil unserer Zeitgenossen schwer verständlich. Selbst in unseren Reihen raten etliche Lehrkräfte, dieses Thema mit den Kindern nicht zu besprechen, um sie nicht zu traumatisieren.“ (Leitgedanken vom 11/2018)
Man möchte mit Hape Kerkeling antworten: Hurz!
P.S.
Für diejenigen, die die Kerkeling-Anspielung nicht verstehen, hier einige Auszüge:
Der Wolf. Das Lamm. Auf der grünen Wiese… Hurz!
Und das Lamm schrie „Hurz“.
Der Wolf, das Lamm, ein Lurch lugt hervor.
„Hmm, das Ganze erinnert mich 'n bisschen an Peter und der Wolf.“
„Und kommen da noch mehr Tiere vor außer Wolf und Lamm?“
„And maybe we could repeat it from the first phrase“
…
„
Auf mich wirkt das Ganze eher komisch“
„
Da unterstelle ich, äh, dass da kein intellektueller Zugang“
„Das kann gut sein, ähm, pfff, sicher, aber es muss ja wohl erlaubt sein, ähm, zu sagen, mh, ich kann damit nichts anfangen,
deswegen müssen Sie doch nicht sagen, ähm, pfff, dass ich also weniger intellektuell wäre als andere Leute“…
