DIE KUNST ZU VERZEIHEN...

Für Zweifler und andere gute Christen
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Engelchen

#11 Beitrag von Engelchen » 09.02.2009, 23:49

tosamasi hat geschrieben:Ich glaube nicht, dass Urschrei oder Atemübungen Unversöhnlichkeit absorbieren, habe aber auch kein anderes Rezept, leider, denn das bräuchten wir alle ab und zu.
Richtig.
Genau so. Erst einmal....
Das ist seeeeehr gesund, befreiend und bewahrt vor Depressionen. :wink:

Lobo

#12 Beitrag von Lobo » 10.02.2009, 13:56

Hannes hat geschrieben:...Und immer wieder bleibe ich an der Frage hängen: Wie geht vergeben? Wie geht vergeben, wenn es nicht nur so dahingesagt sein soll...
Hallo Hannes,
die Lösung der Frage "wie geht vergeben" wird wohl jeder individuell für sich suchen müssen.
Aber ich habe in diesem Zusammenhang eine interessante Definition gehört.
Vergeben ist dann, wenn man darüber reden kann, ohne dass es im Herzen noch weh tut.
Dem kann ich zustimmen, obwohl mir bewußt ist, dass dieses Empfinden sich oftmals erst nach langer Zeit einstellen kann.

Gruß
Lobo

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tosamasi
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#13 Beitrag von tosamasi » 10.02.2009, 14:03

Lobo schrieb:
Dem kann ich zustimmen, obwohl mir bewußt ist, dass dieses Empfinden sich oftmals erst nach langer Zeit einstellen kann.
Genau. In der Länge liegt die Last; dank Langzeitgedächtnis verursachen gespeicherte Verletzungen auch nach langer Zeit noch Wundschmerzen.
Nur der Einfältige fürchtet die Vielfalt
tosamasi

Hannes

#14 Beitrag von Hannes » 10.02.2009, 14:32

Lobo hat geschrieben: Vergeben ist dann, wenn man darüber reden kann, ohne dass es im Herzen noch weh tut.
Oh, lieber Lobo, das ist zwar wahr aber schwierig. Denn in Deinem Zitat ist wohl schon das Resultat beschrieben - ich frage mich aber nach "Techniken" oder "Wege" der Vergebung. Aus der Sicht, wenn man mittendrinnen steht in diesem Gefühlschaos und noch vor diesem "Berg".

Liebe Loreley, diese Methode, die Du da beschreibst, kenne ich in Ansätzen. Ich arbeite gerade 3 Bücher durch, die einen fast identischen heilenden Ansatz haben (Thich Nhat Hanh "Ärger", Laura Day "Willkommen in der Krise" und Deepak Chopra "Das Buch der Geheimnisse"). Aber das sollten wir hier nicht zu laut sagen ... :wink:

Danke Euch trotzdem für die Anregungen.

Hannes

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August Prolle
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#15 Beitrag von August Prolle » 10.02.2009, 14:59

autor hat geschrieben:Obschon wir hiermit meilenweit vom Thema entfernt sind:

Werte "Loreley 61",

Dummes und Hässliches zu lieben oder zu verzeihen, kommt mir dumm und hässlich vor.
Ich würde bei Problemen, "die etwas mit mir zu tun haben", immer raten:
  • 1. Frage dich eindringlich, ob dein Leben überhaupt noch Sinn macht.
    2. Wenn du nach drei Tagen noch lebst, mach weiter.
Grüße,

a.
Mensch, autor – Leben macht keinen Sinn, Leben ist Sinn. Tirili.

Weitermachen.

Maximin

KARFT UND MUT ZUM LEBEN...

#16 Beitrag von Maximin » 10.02.2009, 16:47

:) Mein lieber Prolle,
meine „Winterdepression“ endet regelmäßig mit dem Entdecken der ersten blühenden Schneeglöckchen im Vorgarten. Sie blühen wieder. Wie jedes Jahr. Pünktlich und verläßlich.

Was das bei mir bewirkt? Na Zuversicht, Mut und die Einsicht, dass es in unserem Leben gerade auch die kleinen Dinge sind, für die es sich lohnt, lächelnd und gelassen, weiterzuleben. Demnächst werden auch wieder die Krokusse aufblühen und alle anderen fröhlichstimmenden Naturerscheinungen.

Also: Kein Grund aufzustecken. Zu platt für ernsthaften Lebensverdruss? Fühle mal die prallen Knospen der :arrow: Forsythien an...! Ich könnte es mir nur schwer verzeihen, der allmählich wieder erwachenden Natur, mit geschlossenen Augen, aus dem Wege zu gehen.
Micha :wink:

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August Prolle
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#17 Beitrag von August Prolle » 10.02.2009, 22:53

[Offtopic]

:) Lieber Maximin, du Edler,

wir sind uns einig: Das (erwachende) Leben ist ein Faszinosum :!:

Mein in knapp bemessener Mittagspause fabrizierter Einwurf bezog sich auf den Defätismus, den ich aus autors letzten Beiträgen glaube herauslesen zu können, beispielsweise aus seiner Gedichtzeile: "Dann frag ich: Wie nur leben? Wie?" oder seiner Antwort an Loreley (s.o.): "Dummes und Hässliches zu lieben oder zu verzeihen, kommt mir dumm und hässlich vor" und "Frage dich eindringlich, ob dein Leben überhaupt noch Sinn macht".

Es erscheint mir "sinnlos", dem Leben einen Sinn abgewinnen zu wollen, es sozusagen als Mittel zum Zweck zu betrachten. Was sollte sinnvoller sein als das Leben selbst? Einen höheren Zweck oder tieferen Sinn als das Leben selbst - sei es das eigene oder das anderer, etwa seiner Kinder - wird man schwerlich finden. Leben ist Selbstzweck. Leben ist Sinn.

Das sagt mir sowohl mein christlicher Glaube, der sich an den bindet, der sich als "das Leben" vorgestellt hat und der kam, "damit sie das Leben und volle Genüge haben", als auch mein Verstand. Wenn man das Mysterium des Lebens nicht als sinnstiftendes Axiom voraussetzt, wird die Vernunft ebenso sinn-los wie alles, was wir reden und tun, denken und fühlen, hoffen und sind.

Wer dem Leben an sich keinen Sinn abgewinnen kann, sondern sich fragt, ob sein Leben "noch Sinn macht", der möge mir erklären, worin der Sinn läge, lebte er nicht mehr. Und - im Sinne des kategorischen Imperativs - welcher Sinn erfüllt wäre, wenn niemand leben wollte, wenn es kein Leben gäbe?

"Tirili" steht in Anlehnung an autors Finken-Gedicht für die Erkenntnis, dass es manchmal gut ist, nicht so viel über das Leben nachzudenken, sondern es einfach zu leben. Wie die Finken es tun. Oder die Forsythien. Alles andere führt zu nichts, "macht keinen Sinn". Dabei denke ich an Wilhelm Busch, der diese "tirili"eske Lebenskunst in seiner Kritik des Herzens meisterlich beschrieb.
  • Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
    Er flattert sehr und kann nicht heim.
    Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
    Die Krallen scharf, die Augen gluh.
    Am Baum hinauf und immer höher
    Kommt er dem armen Vogel näher.

    Der Vogel denkt: Weil das so ist
    Und weil mich doch der Kater frißt,
    So will ich keine Zeit verlieren,
    Will noch ein wenig quinquilieren
    Und lustig pfeifen wie zuvor.
    Der Vogel, scheint mir, hat Humor.
[/list]In diesem Sinn - und mit herzlichem Gruß an alle, die das fröhliche Quinquillieren vorübergehend verlernt haben

"A.P." :wink:
Zuletzt geändert von August Prolle am 10.02.2009, 23:30, insgesamt 1-mal geändert.

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Loreley 61
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#18 Beitrag von Loreley 61 » 10.02.2009, 23:26

Hallo hannes,

Deepak Chopra ist sehr gut. Vielleicht interessieren dich dann auch die beiden Bücher von Gregg Braden: "Im Einklang mit der göttlichen Matrix" und "Verlorene Geheimnisse des Betens". Sehr empfehlenswert. Dort ist auch eine Anleitung, wie man denjenigen segnen kann, der einem Böses angetan hat - und wie man dadurch Befreiung und eigenes Glück in sein Leben zieht. Schau einfach mal bei Amazon.de unter diesen Buchtitel nach.

LG, Lory
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
______
Namaste

autor

#19 Beitrag von autor » 11.02.2009, 00:03

"Maximin", Bester!

Du sprichst recht! "Fühle mal die prallen Knospen der Forsythien an ..." – allein schon in diesem knappen Bild wird die Wahrheit des Lebens offenbar: Das Leben ist etwas "an sich". Ein Begriff, jedem im Innern vertraut – und doch so fremd; Wesen, Ziel und Herkunft, ja sein "Sinn" bleibt uns Geheimnis, doch zeugt es jene Phänomene, die uns zutiefst anrühren. Dem Leben Sinn und Unsinn zuzusprechen, scheint nun angesichts der Transzendentalität, angesichts des mystischen Kerns seiner Wirklichkeit, vernünftiger Weise schlechterdings kaum möglich.

Ergo kann es überhaupt keinen Zweifelsfall geben, in dem man sich für oder gegen einen Lebenssinn bzw. für oder gegen den Unsinn von Leben entscheiden könnte.

Dieser oder jener, großer oder kleiner Glaube – seis drum. Eine gewisses Gefühl des Herzens oder der Seele – oder wie man es auch nennen mag, kann sich schwerlich jener erweckenden Dynamik entziehen, die uns in aufbrechenden Knospen, in jenem fröhlichen Quinquilieren bezeugt: Lebe! Diese spürbaren Momente von Lebenslust haben es verdient, respektiert zu werden. Ungebrochen und geradlinig abzulaufen, ist aus menschlicher Beobachtung niemals die Eigenschaft des Lebens. Ohne Verwelken kein Erblühen. Ohne Stille kein Tirili.


Alle großen und kleinen Lebens-, Sinn-, und Glaubenskünstler grüßend,

a.:wink:

abendstern_
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#20 Beitrag von abendstern_ » 11.02.2009, 07:00

Liebe Vergebungs-Bemühte,

es ist wirklich so, wenn man nicht bereit zur Vergebung ist, belastet man sich am meisten selbst. Vergeben kann man lernen, es hat etwas mit loslassen zu tun, mit Veränderung der eigenen Wahrnehmung, mit Perspektivwechsel, mit.... ja leider.... Arbeit an sich selbst.

Ein Buch, das mein Leben nachhaltig verändert hat und das inzwischen ein "Lose-Blatt-Werk" ist (die Buchmacher könnten sich für solche Bücher, die man immer wieder zum Lesen hervornimmt wirklich etwas mehr Mühe geben) ist ein Buch, dessen Titel etwas irreführend ist:

Liebeskummer lohnt sich doch, Autor Krishnananda (bzw. Dr. Thomas Trobe)
Klick


Es wurde mir in einer schwierigen Phase (Trennung und Scheidung) empfohlen, aber es ist im Grunde ein Buch für jeden, der sich schwer tut mit dem, was andere ihm zufügen und der seinen alten Verletzungen auf die Spur kommen will. Es ist ein Buch, das ich immer wieder lese, einzelne Kapitel, einzelne Abschnitte, häppchenweise, scheibchenweise, als Impuls für den Tag....

Ich kann heute sagen, dass mich kaum noch etwas verletzt, weil ich anders vorgehe als früher: Ich ziehe mich nicht in die Schmollecke zurück und hadere mit dem Schicksal, weil ich mal wieder soooo verletzt worden bin. Ich sehe meine Verletzung, weiß, woher sie rührt und ich sehe auch den, der sie mir scheinbar zugefügt hat und seine Motivation. Häufig, so stelle ich fest, war es gar nicht seine Absicht, mich zu verletzen, sondern einfach seine Reaktion auf eine Situation.

Man lebt so leichter und man muss kaum noch verzeihen, weil es kaum noch Anlässe dafür gibt...

Stürmische Vorfrühlingsgrüße
aus dem Süden
abendstern_

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