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Lieber Maximin, du Edler,
wir sind uns einig: Das (erwachende) Leben ist ein Faszinosum
Mein in knapp bemessener Mittagspause fabrizierter Einwurf bezog sich auf den Defätismus, den ich aus autors letzten Beiträgen glaube herauslesen zu können, beispielsweise aus seiner
Gedichtzeile:
"Dann frag ich: Wie nur leben? Wie?" oder seiner Antwort an Loreley (s.o.):
"Dummes und Hässliches zu lieben oder zu verzeihen, kommt mir dumm und hässlich vor" und
"Frage dich eindringlich, ob dein Leben überhaupt noch Sinn macht".
Es erscheint mir "sinnlos", dem Leben einen Sinn abgewinnen zu wollen, es sozusagen als Mittel zum Zweck zu betrachten. Was sollte sinnvoller sein als das Leben selbst? Einen höheren Zweck oder tieferen Sinn als das Leben selbst - sei es das eigene oder das anderer, etwa seiner Kinder - wird man schwerlich finden. Leben ist Selbstzweck. Leben
ist Sinn.
Das sagt mir sowohl mein christlicher Glaube, der sich an den bindet, der sich als "
das Leben" vorgestellt hat und der kam, "damit sie das Leben und volle Genüge haben", als auch mein Verstand. Wenn man das Mysterium des Lebens nicht als sinnstiftendes Axiom voraussetzt, wird die Vernunft ebenso sinn-los wie alles, was wir reden und tun, denken und fühlen, hoffen und sind.
Wer dem Leben an sich keinen Sinn abgewinnen kann, sondern sich fragt, ob sein Leben "noch Sinn macht", der möge mir erklären, worin der Sinn läge, lebte er nicht mehr. Und - im Sinne des kategorischen Imperativs - welcher Sinn erfüllt wäre, wenn niemand leben wollte, wenn es kein Leben gäbe?
"Tirili" steht in Anlehnung an autors
Finken-Gedicht für die Erkenntnis, dass es manchmal gut ist, nicht so viel über das Leben nachzudenken, sondern es einfach zu leben. Wie die Finken es tun. Oder die Forsythien. Alles andere führt zu nichts, "macht keinen Sinn". Dabei denke ich an Wilhelm Busch, der diese "tirili"eske Lebenskunst in seiner
Kritik des Herzens meisterlich beschrieb.
- Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.
[/list]In diesem Sinn - und mit herzlichem Gruß an alle, die das fröhliche Quinquillieren vorübergehend verlernt haben
"A.P."
