Werte Freunde, Kritiker und Gegner in diesem Forum ...
Die Forumsumstellung in Verbindung mit der nun üblichen Forumspraxis der kontrollierten und verzögerten Einstellung von Diskussionsbeiträgen ist für mich einerseits verständlich. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass Betreiber eines Forums ein Interesse daran haben können, dass in "ihrem" Forum viel "drunter und drüber" geht; vor allem verstehe ich, dass sie erwarten, dass sich die Beiträge an Themen orientieren und dass sie nicht hinnehmen wollen, dass Diskussionen zu einem Thema - so die Forumssprache -"zerschossen" werden. Das ist aber nur eine Seite der Medaille "Forum".
Andere und relevante Punkte sind grundsätzliche Betrachtungen der Fragen: Was ist eigentlich ein Forum? Und was ist dieses Forum?
Die erste Frage beantworte ich so: Ein Forum ist eine öffentliche und für jedermann zugängliche Diskussionsplattform und damit ein öffentlicher Raum, in dem jeder zu jeder Zeit unkontrolliert "mitmachen" kann. Der Forumsname "Glaubensforum24" soll doch wohl genau das anzeigen. Hier kann man "rund um die Uhr" sofort sinnvoll schreiben oder auch palavern. Wenn sich zeigt, dass es Nutzer gibt, die ein Forum zerstören, dann kann man die Beiträge dieser Nutzer löschen und die Nutzer befristet oder ganz sperren. Hier entstehen aber unvermeidbar Probleme der Gratwanderungen. Die Betreiber müssen ja werten, was oft einfach ist, aber eben nicht immer ...
Wenn nun in einem Forum kontrolliert wird, dann sind die Öffentlichkeit und die Spontaneität reduziert. Da können der Forumsbetreiber und beispielsweise tergram bis zum Jüngsten Tag eine andere Ansicht verbreiten und - was tergram ja macht - Äpfel mit Apfelkisten vergleichen.
Wenn man - wie jetzt in diesem Forum eingeführt - nur in Sonderbereichen unkontrolliert und im größten Teil des Forums nur kontrolliert mitmachen kann, dann ist ein Forum kein Forum im ursprünglichen Sinne. Stellen Sie sich doch mal vor, Speakers Corner im Hyde Park in London
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... Corner.jpg
wäre ein Ort, an dem man nur nach Anmeldung und kontrolliert und nicht mehr "einfach so" reden und die Vorübergehenden erreichen kann. Speakers Corner wäre dann doch ein langweiliger Betrieb.
Ich halte es für viel besser, wenn jeder ohne Kontrolle schreiben kann - man kann ja die Einträge mancher "Fories" schlicht ignorieren. Viele machen das ja - beispielsweise - mit meinen Einträgen. Der Betreiber könnte auch manche Fories per PN oder öffentlich ermahnen.
Meine Antwort auf die zweite Frage (Was ist dieses Forum?) sieht so aus: Der Themenkatalog dieses Forum hat Dimensionen, die ich in Theologischen Fakultäten und in Instituten für Religionswissenschaft nicht finde. Der Themenkatalog ist gigantisch. Anders und deutlich und schroff gesagt: In diesem Forum gibt es einen gewissen Größenwahn. Allein der Untertitel "Das Forum für christlichen Dialog und Austausch" ist außerhalb dieses Forums eine Lachnummer. "Das Forum ..." Wer von Ihnen war eigentlich mal in einer Seminarbibliothek Theologie mit einigen hunderttausend Fachbüchern? Wer von Ihnen hat jemals auch nur ein Fachbuch Theologie einen Monat täglich acht Stunden durchgearbeitet?
Also - der Themenkatalog dieses Forums ist gigantisch. Es gibt nur ein Problem: Von den 196 Mitgliedern dieses Forums ist kaum jemand in der Lage, zu den Themen dieses Forums etwas zu schreiben, was außerhalb dieses Forum ernstgenommen wird - und selbst in diesem Forum wird vieles von einigen nicht als bedenkenswert gesehen und ... ignoriert. Wenn ich mir beispielsweise anschaue, was manche, die für Sachbezogenheit plädieren und Rückkehr zum Thema fordern, hier und da selber geschrieben haben - du liebe Zeit, da fasse ich mich doch an den Kopf. Da wird einem Mitglied dieses Forums, der das hohe Rechtsgut der Religions- und Weltanschauungsfreiheit auch im Blick auf die NAK verteidigt, vorgehalten, er würde unter dem "Deckmantel" Religionsfreiheit religiösen Missbrauch decken und gar der Religionsdiktatur Vorschub leisten. In diesem Falle ging es um mich; ich nehme das als unglaublich wahr: ich habe ungefähr 100 verfassungsrechtliche, rechtspolitische, rechts- und bildungsgeschichte Beiträge publiziert, die in wissenschaftlichen Bibliotheken und in den Bibliotheken der Parlamente und Bundesgerichte zu finden sind - und dann muss ich in diesem Forum einen solchen Quatsch über mich lesen. Oder: Da wird der Präsident einer Gebietskirche der NAK in einer zweifellos fragwürdigen Angelegenheit als jemand dargestellt, der mit Geldwäsche zu tun hat - und das mit einer rechtlich aberwitzigen Argumentation. Oder: Da wird ohne erkennbare Kenntnisse der einfachsten Grundsätze der Empirie irgendwas behauptet - beispielsweise zur Bildungsfeindlichkeit in der Neuap. Kirche (am Rande: ich vermute, dass der Bildungsgrad im kleinbürgerlichen NAK-Milieu relativ hoch ist und sich im innerkirchlichen Diskurs eher wenig auswirkt). Oder: Da werden - die NAK betreffende - Negativbeispiele hoch bewertet und Gegenbeispiele als "ermüdend" abgewehrt; es wird so getan, als hätten Negativbeispiele per se eine größere statistische Relevanz als Positivbeispiele. Das ist doch absurd - mit solchen Vorstellungen besteht man nie eine Statistik-Klausur. Oder: Da wird etwas über die Historisch-kritische Methode palavert - und es werden unhaltbare interkonfessionelle Vergleiche gezogen. Liebe Freunde - in einer derart simplifizierenden Weise kann man hier reden: in diesem Forum. In einem Seminar würden man damit keinen Blumentopf gewinnen. Die meisten Fories würden nicht mal zur Teilnahme zugelassen.
Dieses Forum wirkt auf mich seit geraumer Zeit mit sozusagen umgekehrten Vorzeichen in einer Weise neuapostolisch, dass ich einerseits Bauchweh bekomme und andererseits gerade deshalb mit Interesse verfolge, was hier passiert; ich meine sogar, dass man sagen kann, die NAK ist auf manchen Gebieten weiter als viele in diesem Forum. Aber das sage ich unter Vorbehalt; ich weiß zu wenig von der NAK - und bei dieser Gelegenheit sei angemerkt: Ich habe nicht den Eindruck, dass viele, die hier schreiben, so viel von der NAK wissen, wie sie zu wissen meinen. Am Rande: Belustigend ist, dass mich mancher Forumsschlaumeier für einen NAK-Agenten hält.
Erwähnt sei auch noch dies: Ich meine, dass die Kritik an Kirchen grundsätzlich berechtigt ist. Ich meine aber auch, dass man immer Rücksicht auf die Gefühle anderer nehmen muss und unterscheiden sollte, ob man sich sozusagen privat äußert oder ob man etwa auf dem Gebiet der Konfessionskunde oder der vergleichenden religionswissenschaftlichen Forschung publiziert. Wenn man sich "nur" privat kritisch äußert und dann noch lebensgeschichtlich mit der kritisierten Kirche zu tun hat, dann sollte man sich schon fragen, ob die Kritik nicht auch von einer tiefen Sehnsucht bestimmt wird, nämlich von einer Sehnsucht danach, dass "die" Kirche doch so sein soll, wie sie sich selber darstellt ... Wenn man sich das nicht klar macht, steht man vielleicht in der "Gefahr", Kirchenkritik - sei sie berechtigt oder nicht - mit persönlicher Enttäuschung zu verwechseln.
Um zum Ende zu kommen: Ich beteilige mich nicht aktiv in einem öffentlichen Forum, in dem jemand ohne nachgewiesene Kompetenz eine Kontrollfunktion ausübt. Und selbst dann, wenn es eine solche Kompetenz gäbe, würde sich ja die Frage stellen, ob ich mich dieser Kompetenz unterordne. Ich ordne mich zum Beispiel hier unter:
http://www.forhistiur.de/
Dieses Forum ist aber eine andere Liga und von vornherein aufgrund der Fachkompetenz anders konzipiert. Hier - in diesem Forum - mache ich das aber nicht. Ich werde künftig nur noch lesen. Ich wünsche Ihnen allen eine gehaltvolle Diskussion - wo immer Sie sich beteiligen: auf der Terrasse oder am Küchentisch oder ...
Wenn mir jemand schreiben möchte:
cadw@gmx.de
Herzlichst
Ihr Cemper