Johannes hat geschrieben:Tja, und da wären wir wieder bei der alten Frage: Bleiben oder gehen. Gibt es wirklich nur die beiden Alternativen? Kann man wirklich zu Unzufriedenen sagen: "Da ist die Tür"? Das Gehen ist nicht so leicht, und da geht es nur zum Teil um die alten Ängste, die aufbrechen. Zusätzlich macht die Kirche bei vielen einen beträchtlichen Teil des Lebens aus, da wurde viel Zeit und viel persönliches Engagement reingesteckt, und das kann man nicht so einfach zurücklassen.
Und das war für mich das größte Problem, wo ich für mich die Alternative gefunden habe: Bleiben und versuchen von innen her zu ändern. Die Kirche als solches zu ändern ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, aber die Kirche ist ja nicht nur schwarz oder weiss, sondern hat unzählig viele Facetten. Und die positive Seiten kann ich für mich ausbauen, kann sie mit anderen teilen, und ich nehme mir aus der Glaubensgemeinschaft das, was für mich notwendig ist, und das andere versuche ich so weit wie möglich zu ignorieren. Und so lange ich die positiven Aspekte mit anderen teilen und weitergeben kann, so lange denke ich dass mein Engagement innerhalb der Kirche nicht umsonst ist.
Ich kann all die Probleme, die hier beschrieben werden, nachvollziehen, ich bin selber kurz vorm Gehen gewesen. Doch irgendwann hatte ich das Gefühl, dass es für mich besser ist, wenn ich bleibe, und habe mich dafür entschieden. Und nur nebenbei bemerkt, auch meine Welt ist bunt....
Man kann nur ganz oder gar nicht neuapostolisch sein, so habe ich das in Jahrzehnten gepredigt bekommen und am Ende meines Lebens stelle ich fest: Es stimmt! Selbst eine lustversprechende Rosinenpickerei findet ihr Ende - wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Werter Johannes,
ein jeder hat die Wahl sich zu entscheiden ob er bleiben oder gehen will und das ist auch gut so. Aufforderungen, wie wir sie bei Oliver lesen, sind - so viel ich weiß, nicht im Sinn der NAK-KL, es sei denn, diese fürchtet um die nachhaltige Zerstörung ihrer Interessensstruktur.
In meinem Fall, war die Entscheidung ziemlich "verkapselt" und ich hütete mich, an der überwucherten Stelle "rumzumachen". Das ging gut über Jahrzehnte, bis sich der "Herd" entzündete und dann erst dann war die Zeit reif, zu entscheiden.
Dass die Narbe noch heute gelegentlich juckt, hat mit den teilweise sehr angenehmen Mitgeschwistern zu tun, mit denen man Freud und Leid geteilt hat. Aber auch diese durchlaufen ähnliche Prozesse. Man erkennt dies, wenn man gesprächsweise etwas an der Oberfläche kratzt.
Trotz allem empfinde ich - gegen jegliche- bis heute ausgesprochenen "gutgemeinten" Warnungen, eine große seelische Gelöstheit und darüber bin ich sehr froh.
Mit meinem Ausstieg aus der NAK habe ich mich nicht von Gott ab-, sondern eindeutig zugewandt. Mit IHM bin ich seither noch wesentlich besser Freund geworden. Ganz anders, aber unendlich erfüllender.