Hallo Vania,
schön, dass du da, hier im Forum bist und vielen Dank für den aus meiner Sicht reichhaltigen Input zum Thema.
Eine kleine Anmerkung zu dieser von dir gestellten Frage:
Vania hat geschrieben: ↑10.07.2020, 23:25
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Ich kann die Frage ja auch umkehren: wem schadet die Totentaufe?
Auch darüber könnten wir ja uns austauschen.
Wenn sie keine Wirkung hat, kann sie dann schaden?
Wenn du das als "Übergriffig" empfindest, ist das dein Empfinden;)
Vielleicht ist es eher "ausserhalb des Wirkungsbereiches".
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Wenn das, was hier von der NAK veranstaltet wird dort keine Wirkung hat, könnte man dazu verleitet sein zu sagen: dann lass sie doch. Wenn es denen Spaß macht?!
Aber man muss aus meiner Sicht eher fragen, was es hier für eine Wirkung hat.
Ich denke, dass in der Form, wie die NAK die Totentaufe, das Abendmahl für die Toten und das Totengedenken zelebriert und ausdeutet, für die Lebenden der NAK erhebliches Schadenspotential hat, sofern diese es ernst damit nehmen und meinen. Zunächst führt die Entschlafenenlehre der NAK in eine Art Hybris. Die Hilfe an den und für die Toten hängt von der NAK und derer Mitglieder Gedenken und Einsatz ab. Weiter hängt sie ab von sogenannten lebenden Aposteln. Ohne diese geht gar nichts (Taufe, Abendmahl, Sündenvergebung), außer dass Christus die Bereiche der Toten aufschließen darf.
Diese Art der Ausdeutung erzeugt dazu auf der anderen Seite erheblichen Druck, Angst und Schuldgefühle bei den Lebenden. Auf uns lebende NAK-Mitglieder wird aus dem Totenreich geschaut, wie wir leben, was wir tun, ob wir in Fürbitte eintreten, ob wir in den Gottesdienst gehen, auf die Friedhöfe gehen, um die Toten immer wieder neu trauern und mit deren unerlösten Schicksal mitleiden, und, und, und...
Hier sehe ich das missbräuchliche Potential der NAK-Doktrin bzgl. ihrer Entschlafenenlehre. Und auch darin: die Toten sind nicht tot, sie leben eingesperrt in ihren Bereichen und können uns aus diesen Bereichen heraus sehen und (er-)warten darauf, erflehen, dass wir die NAK-Gläubigen für sie eintreten, für sie beten, vobildlich leben, etc. pp.
Darin sehe ich das eigentliche Problem.
Da ich in diesem Missbrauchssystem groß geworden bin und dort früher selbst als 150%iger gepredigt habe, kenne ich die Gefühle, die erzählten Geschichten von Nahtoderfahrungen (die ich nicht in Abrede stellen möchte), die Selbstzweifel, das Leiden, den Druck, die Angst, die Schuldgefühle auf Grund des in dich selbst gelegten und anderen auferlegten Bewusstseins: du wirst gesehen, auf dich wird gesehen und von dir hängt es ab, ...
Das mag heute alles viel entspannter sein. Aber es ist nicht wirklich theologisch und psychologisch durchdacht und schon gar nicht sauber, sondern halt entschärft, abgemildert, relativiert, damit man als ökumenetauglich durchgeht und dem gemeinen Mitglied nicht zu sehr auf die Pelle rückt. Aber die Treuen, die hat man weiterhin fest im Griff: Angst, Druck, Macht...
Soweit meine Ansicht dazu.
LG
Andreas